Maskenmacherei in Deutschland

Archivierungsfrage, Besuch bei Maskenfabrikantin, Maskenhistorie

Heute morgen befand sich in meinem Email-Postfach eine Nachricht der deutschen Maskenfabrikantin, die ich vor wenigen Monaten an der Nürnberger Spielwarenmesse (Überraschende Bekanntschaft an der Nürnberger Spielwarenmesse) kennengelernt habe. Sie liest anscheinend all meine Beiträge.
In ihrem Mail hat sie mir einiges über die Maskenproduktion in Deutschland mitgeteilt. Mit ihrer Erlaubnis stelle ich die Nachricht von I.H.** anonymisiert auf meinen Blog.

„Liebe Ari Drückerin

Endlich komme ich dazu, mich bei Ihnen zu melden. Fast drei Monate ist es her, dass wir uns an der Nürnberger Spielwarenmesse kennengelernt haben. Ich verfolge seitdem regelmässig Ihren Blog. Besonders die Sache mit Frankreich ist für mich interessant.
Einige Jahrzehnte später, nachdem dieser Marassi aus Italien in Paris die erste grosse Maskenfabrik 1799 gegründet hatte, wurde auch in Ohrdruf 1840 eine erste Maskenfabrik aufgebaut.
In den 1960er Jahren habe ich den Maskenfabrikanten H. D. geheiratet. Mein Mann hat wegen schwindendem Umsatz eine Papierfabrik gegründet.
Früher, das heisst bis ca. anfangs 20. Jahrhundert, wurden auch Gaze-Masken (textile Masken) hergestellt. An gewachste Masken kann ich mich jedoch nicht erinnern.
In den 70er Jahren habe ich dann die Maskenfabrik übernommen. Drei Jahre lang produzierte ich Masken aus Papier. Es war schwierig während der DDR-Zeit. Die Leute konnten sich kaum Masken leisten und der allgemeine Fasnachtstrubel konnte nur noch in einer eingeschränkten Form gelebt werden. So kam es, dass ich die Maskenproduktion schon nach drei Jahren wieder einstellen musste. Heute ist der Maskenverkauf ein kleiner Nebenerwerb.
Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass bei Ihnen bis heute Masken in grossen Mengen hergestellt werden und Sie sich sogar Ihren Lebensunterhalt damit verdienen können.

I.H. in ihrer Maskenmacherei, Deutschland, um 1970

Gaze (Textil)- Masken, vor dem 2. Weltkrieg, Maskenwerkstatt H., 2018

In wenigen Jahren werden mein Mann und ich pensioniert. Eine Nachfolge für die Maskenwerkstatt ist nicht in Sicht. Und da stellt sich die Frage, wohin mit dieser Formensammlung. Vor Kurzem sind wir mit dem Ortsmuseum aus unserer Gegend zusammengesessen und haben gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Im Moment sieht es danach aus, dass unsere komplette Werkstatt ins Museum überführt wird. Ein komisches Gefühl. Das kann ich Ihnen sagen. Aber Immerhin werden die Formen nicht weggeworfen, so wie das in Manebach geschehen war.
Manebach liegt in der Nähe von Ohrdruf. 1970 wurde diese Maskenfabrik komplett entsorgt. Wir konnten nur noch wenige Formen vor der Mulde retten. Schliesslich haben wir auch nicht Unmengen an Lagerplatz.
Das Spielzeugmuseum Sonneberg lagert übrigens über 2000 verschiedene Maskengipsformen, die aus der Maskenfabrik Sonneberg stammen. Ich denke, bei Interesse können Sie sich dort gerne einmal melden.

Zusammengefasst gab es in Deutschland seit anfangs 19. Jahrhundert drei grosse Maskenfabriken, die weltweit ihre Masken verschickten. Heute ist jedoch keine mehr aktiv. Es ist also umso so schöner zu wissen, dass Sie weiterhin in der Schweiz Masken herstellen werden.

Dann fällt mir noch eine letzte Sache ein. Wussten Sie, dass es auch in Tschechien in der Stadt Zakupy noch eine Maskenfirma gibt? Die stellen bis heute Papiermasken her.

Nun wünsche ich Ihnen weiterhin viel Erfolg auf Ihren Entdeckungstouren. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Liebe Grüsse

I.H.

Ps: Im Anhang sind noch einige Fotos von unseren Formen und Masken.

Die Nachricht von I.H. bestätigt meine Annahme, dass das besondere meines Ateliers die Herstellung von Textil- und Wachsmasken ist. Beinahe alle heutigen und vergangenen Maskenherstellung haben ursprünglich Textil- und Wachsmasken hergestellt. Heute jedoch scheine ich die Einzige in Europa zu sein, die noch solche Masken herstellt.
Ergänzend möchte ich noch hinzufügen. Dass heute nebst Tschechien auch noch in Italien und in der Schweiz Masken aus Papier hergestellt werden.

*Beitragsbild: Maskenformen, Maskenwerkstatt H., Deutschland, 2018
**Der vollständige Namen ist der Drückerin bekannt.