Heute habe ich im Internet Wachsmasken aus  Belgien entdeckt. Die Figur nennt sich Gille. Ein Charakter, der sich 1795 gegen das politische Regime Frankreichs richtete, dass das Tragen der Maske verbieten wollte. Etwa tausend Gilles nehmen an dieser fasnächtlichen Tradition in der Stadt Binche (Belgien) teil.

Ich habe ein Video über die Herstellung dieser Maske gefunden. Jean-Luc Pourbaix hat 1975, nachdem eine Maskenfabrik in Frankreich ihre Produktion auf Plastik umgesattelt hat, eine eigene Herstellungsart für die Wachsmaske des Gille erfunden. Die Stoffschichten werden mit einer selbstangefertigten Presse (Beitragsbild) zu einer Maske geformt. Ich massiere hingegen die Stoffschichten mit Leim auf ein Gipspositiv. Bei beiden Varianten werden die Masken dann bemalt und anschliessend gewachst. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Maskenwerkstatt Pourbaix nur eine Maske, die des Gille, herstellt. Ich habe hingegen über 400 verschiedene Maskenformen zur Auswahl. Das ist ein entscheidender Unterschied in Bezug auf die Herstellungmöglichkeiten.
Ich würde wahnsinnig gerne eine Gille-Maske in den Händen halten und den Unterschied zu meinen Wachsmasken ertasten.

Fasnachtsfigur Gille aus Binche mit Wachsmaske, Belgien, Internet, 2019

Christoph Pourbaix der Sohn von Jean-Luc Pourbaix  setzte die Produktion seines Vaters viele Jahre, bis zu seinem Tod im Mai 2018, fort. Schade, dass Christoph nicht mehr lebt. Ich hätte ihn gerne getroffen. Er hätte bestimmt viel gewusst.

Im Oktober 2017 zerstörte die Macht des Feuers die komplette Maskenwerkstatt von Christoph Pourbaix. Das muss ein riesiger Schock für ihn gewesen sein. 400 Gille-Masken wurden verbrannt. Für den Karneval 2018 konnten Dank des unermüdlichen Einsatzes von Freunden und Familie noch genügend Masken hergestellt werden. Es wurde eine neue Form erstellt, die sich anscheinend von der vorherigen Maske ein wenig unterscheidet. So bekommt der Gille ein neues Gesicht.

Niedergebranntes Maskenatelier der Gille Masken, www.levif.be, ausgestrahlt im Oktober 2017

Dieses Ereignis lockert das schwere Fundament einer Tradition. Das Wort Tradition drückt für mich etwas Schweres aus, etwas dass schon immer so war und sich nicht verändern kann. Immer wieder führe ich Diskussionen in meinem Atelier über die richtigen Masken. Manche Kunden wünschen die Lippen grösser bemalt, andere hätten gerne rotere Wangen, usw. Der Wunsch nach einer originalen Maske wird immer unerfüllt bleiben. Es gibt sie nicht.

*Beitragsbild, Presse für die Gille Maske, www.levif.be, ausgestrahlt Oktober 2017