Zurück!

Arbeitsalltag

Eigentlich dachte ich, der Blog hätte sein Finale hinter sich. Die letzten anderthalb Jahre verliefen wie im Flug. Regelmässig traf ich die Maskenfabrikantinnen bei einem Glas Wein. Wir redeten über Geschäftliches und Privates. Ein schönes Gefühl nicht mehr alleine alle Fragen angehen zu müssen. Ich gehöre jetzt zu einem Team. Bin keine Einzelkämpferin mehr.

Die Fasnacht 2020 hat noch kurz vor dem Lockdown stattgefunden. Dachte bis zur nächsten Fasnacht sei der Coronaspuk vorbei. Wie wir jetzt ja alle wissen, habe ich mich darin getäuscht. Corona ist heute immer noch unter uns. Und genau: mein Geschäft Maskenfabrikat scheint dem Untergang geweiht zu sein.

Meine Gedanken kreisen. Soll ich nun auch Hygienemasken herstellen? Eigentlich habe ich keine Lust da drauf. Die Frage nach Lust ist vielleicht etwas überbewertet. Schliesslich geht es um Einnahmen. Das alles ist recht paradox. Das Thema Masken ist omnipräsent und gleichzeitig gibt es für meine Gipsmasken noch nie so wenig zu tun. So geht das nicht. Doch wie weiter? Einfach abwarten und Tee trinken?

Nr. 53

Kurz entschlossen lade ich alle Maskenfabrikantinnen zu einem ausgewogenen Dinner ein. Alle haben Zeit. Mehr noch, Bertha meint: „Mensch Ari, warum meldest du dich erst jetzt? Wir sind doch für dich da.“ „Ist ja gut. Hab verstanden. Schön, dass du kommst!“

Natürlich mache ich mir Gedanken wegen Corona. Eigentlich sollten wir uns online treffen. Aber Dominik, Helena, Bertha und Rosa kennen kein Internet. Gut, dann lade ich sie zu mir nach Hause ein. Ich habe einen grossen Esstisch, da können wir die Distanzregeln einhalten.

Es klingelt an der Tür. Natürlich kommt Bertha 10 Minuten zu früh. Freudestrahlend mit einer Flasche unter dem Arm tritt sie ein. Stellt sich erwartungsvoll hin. Breitet die Arme aus. „Was ist denn mit dir los? Keine Umarmung gefällig?“ „Eh, kennst du die Fallzahlen nicht?“ Wie ein lauter Gong prescht mir ihr Lachen entgegen. „Komm schon, mehr tot als ich kann man ja wohl nicht sein! Lass dich drücken, ich habe keinen einzigen Virus in mir!“ So werde ich gedrückt. Wahnsinn, wie lange ich schon nicht mehr umarmt wurde. Fühle mein Puls schlagen. Und schon hören wir die anderen plaudernd die Treppen hochsteigen. Wir drücken uns alle. Es tut so gut.

Die Schuhe werden ausgezogen. Ich lächle innerlich: „Daran erinnern sie sich also. Bei unserem ersten Treffen trampelten alle mit ihren Schuhen in meine Wohnung. Nass und teilweise schmutzig wie sie waren.“ Jacken und Mäntel werden über das Sofa gelegt.
Ich gehe zu meinen brodelnden Töpfen. Dominik steckt bereits die Nase rein. „Hm, es gibt Risotto.“ „Genau, mit Saftplätzli. Ewigkeiten geschmort.“ Beim Kühlschrank. „Lasst uns unser Wiedersehen feiern!“ Der Korken knallt. Die Gläser klingen.

**Beitragsbild, Ari Drückerin, November 2020