Fasnachtsbeginn

Arbeitsalltag, Im Atelier der Drückerin

Letzte Woche der erste Fasnachtstag. Die Strassen leer. Insgesamt drei Maschgeraden mit coronakonformen Abstand unterwegs. Auf dem Hauptplatz treffe ich zufällig drei Frauen mit einer Flasche Weisswein. „Dieses Jahr wird wohl nichts. Keine Fasnacht, keine Masken.“ Ich nicke. Stehe da. Lächle. Steige in den Bus. Ab nach Hause in meine sicheren vier Wände.

Ab heute gilt der zweite Lockdown. Wer kann, muss zu Hause bleiben. Nur noch die Lebensmittelläden sind geöffnet. Starre meine neuen Community Masken an. Eine Schwere breitet sich aus. Setze mich mit dem Rücken zur Wand auf den Boden. Meinen Kopf in den Händen. Was soll ich machen? Bis jetzt habe ich keine einzige Community Maske verkauft. Abwarten und nicht nervös werden. Strecke mich. Grad in dem Augenblick ein eisiger Windstoss durch das offene Fenster. Glimmer überall! Auch das noch!

Leuchtpünktchen. Kurze, lange. Ich mittendrin. Meine Augen offen. Ich versuche mal was anderes. Im Japanischen Budo gibt es dafür den Ausdruck „Enzen no metsuke“. Damit kann der Gegner, bevor er gesehen wird, gespürt werden. So sass ich da. Ohne zu Blinzeln. Wachsam. All die Leuchtpünktchen scheinen gemeinsam Leuchtbilder zu inszenieren. Vergleichbar mit einem Vogelschwarm. Kaum sichtbar erkenne ich die Bewegungen des Lichtschwarms. Wolkenlesen. Ein anderer passender Begriff. Ist das die Form eines Gesichtes? Jetzt ja nicht Blinzeln!
Langsam und stetig zeichnet sich das Bild ab: Die Nummer ’47’.

Es kitzelt in meiner Nase. Muss niesen. Bin übersät mit Glimmer. Stehe auf. Schliesse das Fenster.