Bertha erinnnert sich

Arbeitsalltag

Unsere Ramen Schüsseln sind geleert. Die Suppe ausgetrunken. Ein kleines Prickeln bei meinem Solarplexus. Bin gespannt, was Bertha mir gleich erzählen wird.
Sie senkt den Blick. „Ich hatte einen Sohn. Er war ein besonderes Kind. Sehr still und verschlossen. Eines Tages. Wir hatten sehr viel Arbeit, sodass er sich selber beschäftigen musste, öffnete er eines dieser Glimmerfässer. Ich sah, wie er die Hand hineintauchte und rannte zu ihm. Schliesslich wollte ich nicht überall Glimmer haben. Er grinste mich an und fasste gleich ein zweites Mal hinein. Ich schrie: „Hör auf damit!“ Plötzlich. Er bewegte sich nicht mehr. Er stand einfach nur dort und der Glimmer rieselte kaum merklich aus seiner Hand.“ Bertha fokussiert einen Punkt in der Ferne. „Ich rief meinen Mann Robert. Wir setzten ihn auf einen Stuhl und ich strich ihm beruhigend übers Haar. Sprach beruhigende Worte. Hoffte, dass er bald wieder zu sich kommt. Seine Hände immer noch mit Glimmer übersät, wischte ich ab. Irgendwann öffnete er wieder die Augen. Er lächelte mich an. Stand auf und legte sich auf dem Sofa im Atelier schlafen.“ Ein Schluck Umeshu holt Bertha aus ihrer Erinnerung. „Das wars.“ Ihre Hände hoben sich leicht vom Tisch. „Etwas unheimlich, oder?“ Ich nickte. „Danach war alles wieder normal?“ „Ja, eigentlich schon. Er wachte auf und meinte, ich solle ihm die Maske mit der Nummer 49 drücken, damit er mit ihr spielen könne. Er trug sie dann für einige Wochen. Er hat sie nur für essen, trinken und schlafen abgelegt. Das war manchmal recht lustig, ab und an auch unangenehm. Ich ging mit ihm z.B. maskiert einkaufen.“ Sie lachte. „Die Reaktionen der Leute hättest du sehen sollen!“ „Das kann ich mir vorstellen, heute wäre das vielleicht anders.“ „Kannst ja mal testen.“ Ich lache: „Nein, danke. Darauf hab ich keine Lust.“
„Die Sache mit dem Glimmer kam übrigens öfters vor. Jedes Mal musste ich ihm eine andere Maske drücken. Ich glaube, das ging bis zum Kindergarten. Unsere Erklärung war, dass dieser Glimmer ihn hypnotisiert. Kinder sollen ja besonders anfällig darauf sein.“ Ich wende den geschmolzenen Eiswürfel in meinem Umeshu. „Du denkst, dass mich der Glimmer hypnotisiert hat?“ „Keine Ahnung. Von Aussen haben wir das bei ihm so wahrgenommen.“

Wir verabschieden uns. Gehe zu Fuss nach Hause. Lasse meinen Gedanken freien Lauf. Was hat die Geschichte von Berthas Sohn mit mir zu tun? Bin ich so einfach zu hypnotisieren? Ich weiss es nicht.