Maskensuche auf einem Speicher

Besuch bei Maskenfabrikantin, Maskenherstellung, Maskenhistorie

Mir geht es wieder besser. Habe mich von der letzten Geschichte erholt und kann mich jetzt wieder voll auf die Arbeit und die Recherche konzentrieren. Ich denke, das wird mein letzter Eintrag in diesem Jahr sein. Es sei denn, ein Notfall tritt ein. Am kommenden Wochenende werde ich noch einkaufen und dann haben wir viele Gäste zu Besuch. Leute einladen, kochen und essen ist das Beste an Weihnachten.

Jetzt aber noch zu meinem letzten Eintrag im 2018. Ist einmal mehr viel passiert.
Ich habe herausgefunden von welchem Haus M.O.** letzte Woche gesprochen hatte. Ein kleines Holzhaus mitten in Einsiedeln. Ich rief die Mieterin an. „Das ist richtig. Diese Gipsformen oder Model, wie wir sie nennen, sind bei uns auf dem Speicher.“

Nach der Arbeit – es war bereits dunkel – kam ich mit dem Zug in Einsiedeln an. Erste Schneeflocken fielen. Die Mieterin S.K.** erwartete mich bereits. Von aussen ein wunderschönes, sehr altes Holzhaus. Innen wurde das Holzparkett mit grauem Linoleum abgedeckt. Dunkle Tafeln an Wand und Decke. Alles sehr ordentlich. Auf einem kleinen Holztisch ein Blumentopf auf einem gehäckelten Deckchen.
„Haben Sie Ihre Taschenlampen mitgebracht?“
Ich packe die Lampe aus dem Rucksack.
„Gut, dann gehen wir doch gleich mal los.“ Ich nicke und gehe hinter ihr die Treppe hoch. Eine Luke wird geöffnet und eine schmale Treppenleiter wird heruntergelassen. Oben ist es kalt. Staubig. Die Mieterin kriecht auf den Knien zu einer Kiste und zieht sie nach vorne. „Hier, das sind sie.“
Alles grau. Ich nehme eine Form in die Hand, wische den Staub ab. „Die sehen wirklich aus wie meine.“ In der Kiste befinden sich noch mehrere davon.
„Es kann also tatsächlich so sein, dass Dominik Kälin vor langer Zeit mit meinen Formen gearbeitet hat. Vielleicht hat er sie auch hergestellt?“ Ich stelle mich in gebückter Haltung auf die Beine. Meine Knie schmerzen.
S.K. blendet mich mit ihrer Stirnlampe. „Davon weiss ich nichts. Vor dem Umbau des Hauses wurde dieser Speicher nicht geräumt. All das was Sie hier sehen.“ Sie schaut sich um. „Dieses Sofa dort zum Beispiel, kann nicht mehr nach unten gebracht werden. Die Lucke ist zu klein.“ S.K. schiebt die Kiste wieder zurück an den Platz. „Wir können einige nach unten nehmen, dann können Sie sie besser anschauen.“
Wir nehmen jeweils eine Form und gehen vorsichtig nach unten. Ihre Tochter kommt uns zu Hilfe und nimmt uns die Formen ab. Nach dem Absaugen des Staubes kommt die mir bekannte gelbliche Oberfläche zum Vorschein. „Jetzt hab ich keinen Zweifel mehr. Ein Teil meiner Gipsformen stammen aus der Zeit von Dominik Kälin. Sie sind über hundert Jahre alt!“ Was für ein schönes Weihnachtsgeschenk.

Fund, Negativform, Rückseite, Einsiedeln, 2018

Fund, Negativform, Vorderseite, Einsiedeln, 2018

Wir trinken noch gemeinsam einen Tee. Nachfahren von Dominik Kälin kennt S.K. keine. Auf der Heimfahrt im Zug überschlagen sich meine Gedanken. Von wem hatte D. Kälin diese Formen? Oder hat er sie selber hergestellt? Eines ist klar: Über die Feiertage möchte ich die Notizbücher von D.Kälin durchlesen. Vielleicht finden sich dort weitere Spuren.

Jetzt räume ich noch mein Atelier auf und dann habe ich einige Tage Ferien 🙂
Eine besinnliche Weihnachtszeit und einen tollen Rutsch ins 2019!

*Beitragsbild, mit S.K. auf dem Speicher in Einsiedeln, 2018
**Der vollständige Name ist der Drückerin bekannt.