Nerviger Kunde

Arbeitsalltag, Im Atelier der Drückerin

Ich kriege mich fast nicht ein. Es ist nicht okay, was eben passiert ist. Wenige Tränen. Kopfschütteln. Was für ein Idiot!

Ein Kunde aus Aroleid kam eben in mein Atelier. Er braucht eine Maske. Was denn sonst. Wir kennen uns flüchtig. Er hat einen Job in der Regierung. Mein Exmann kennt ihn. Der Kunde entscheidet sich für eine Maske. „Gibst mir 40 Franken, das passt.“

Er: „Die Masken sind langsam auch etwas teuer und schliesslich gehört dieses Geschäft ja sowieso ihrem Exmann.“ Stille. Schock. Mein Herz rast. Lächeln. Wichtig: selbstsicher wirken. „Ah, wirklich, das ist mir aber neu.“ Lächeln. Humor zeigen. Denken: du Arschloch. Lächeln. „Ich muss jetzt wieder arbeiten“. Der Kunde verabschiedet sich und geht.

Alleine mit meinen Masken im Atelier. An Arbeit ist nicht zu denken. Ich setze mich an den Computer und schreibe. Das hilft.

Seit 24 Jahren führe ich dieses Geschäft alleine. Mein Exmann ist ausgestiegen und hat jetzt eine andere Arbeit. Auch rechtlich hat er nichts mehr mit den Masken zu tun. Er ist komplett draussen. Was zum Teufel denken die Leute eigentlich über mich? Der Kunde ist wohl sicher nicht der Einzige, der so denkt. Ach was soll’s, das sollte mir egal sein. Und die Sache mit dem Preis ist lächerlich. Ich habe ihm einen Freundschaftspreis angeboten. Das mache ich nicht mehr. Wenn diese Kommentare, dann bitteschön zum vollständigen Preis.

Jetzt geht es mir besser.

*Beitragsbild, gestapelte Drahtgittermasken, 2018